Klasse Lesung in Leipzig

wpid-2014-03-14-14.57.47.jpgwpid-2014-03-16-13.36.15.jpgMehr als 50 Leute saßen im Restaurant Stein am Bayrischen Hof in Leipzig. Es wurde gegessen, getrunken, Geschichten erzählt. Wir richteten die Technik und bereiteten uns auf unsere Lesung im Rahmen von “Leipzig liest” vor. Große Kulisse also für die Vorstellung unseres Moldau-Buchs. Wir erzählten und lasen Geschichten aus Transnistrien, von Slawo und der Jupiter-Bar, von Mönchen, von Museumsführungen in russischer Sprache, über die politische und wirtschaftliche Lage und vieles mehr.

wpid-20140315_204921.jpgHier ein Auszug über moldauische Feiern und die Gastfreundschaft:

“Ich schaute auf meine Armbanduhr. Sie zeigte viertel vor fünf. Am Morgen. Die rauschende Hochzeitsfeier von Lilia und Andrej löste sich nach und nach auf. Nur noch schemenhaft konnte ich an den Tischen im Festsaal des Gemeindehauses von Lugove die wenigen verbliebenen Gäste erkennen, die alleine oder in kleinen Gruppen herumsaßen. Ein junges Paar tanzte zu russischer Popmusik, die aus den Lautsprechern drang. Nicht nur bei mir hatten Wein, Bier und Wodka ihre Spuren hinterlassen. Zwei Tische weiter lag Sergej, der Bruder des Bräutigams, quer über drei aneinander gereihte Stühle hinweg und schnarchte laut und friedlich vor sich hin. Im Hintergrund hatte eine Stereoanlage die fabelhaft aufspielende Dorfcombo, bestehend aus einem Schlagzeuger, einem Gitarristen, einem Akkordeonspieler und einem Saxofonisten, abgelöst, die uns die ganze Nacht zum Tanzen animiert hatte. Apropos Tanzen: Wo war eigentlich Dana? Ich schaute mich um, konnte sie aber nirgendwo erblicken. Schade. Wir hatten sie zwei Tage zuvor im nahen Sorocca kennengelernt. Sie war gerade dabei, in der Stadt letzte Erledigungen für die Hochzeit ihrer Schwester zu machen, als ich sie nach dem Weg in das oben auf dem Hügel gelegene „Zigeunerviertel“ mit dem legendären Nachbau des Capitols fragte. Sie beschrieb mir den Weg und gab uns ein paar Tipps für weitere Besichtigungen. Wir unterhielten uns eine Weile und es stellte sich schließlich heraus, dass eine ihrer Tanten in Ludwigshafen lebte. Spontan lud sie Mac und mich daraufhin zur Hochzeitsfeier ihrer Schwester ein. Und jetzt saß ich hier nach einer durchzechten Nacht, betrunken, restlos satt nach einem üppigen Hochzeitsbuffet und müde vom Tanzen. Mac hatte ich schon längere Zeit nicht mehr gesehen. Das letzte Mal, das musste aber schon einige Stunden her sein, erlernte er gerade einen dieser moldauischen Volkstänze, bei denen im Ringelreihen getanzt wird. Ausgelassen tanzte er in einer Gruppe anderer Hochzeitsgäste. Das Gute an diesen Kreistänzen ist, dass es auch dann gut aussieht, wenn man die Schrittfolge nicht beherrscht, dachte ich noch bei mir. Vielleicht war Mac schon ins Bett gegangen. Nicht die schlechteste Option. Ein wenig Schlaf würde auch mir gut tun.”

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